Lautsprecherbox im 3D-Druckverfahren hergestellt
Ist es eine Eule mit Haarnetz? Nein, der »Soundicle« ist eine außergewöhnliche Lautsprecherbox, die im Dunkeln leuchtet. Der Prototyp wurde im 3D-Druckverfahren an der Gutenbergschule hergestellt.
Das Ergebnis sollte einzigartig, außergewöhnlich und günstig umzusetzen sein. Dieser scheinbare Widerspruch wurde an der Gutenbergschule erfolgreich gelöst. Allerdings stand das Projekt viele Male kurz vor dem Scheitern: »Ideen, die es schon zu häufig gab, die technisch mit einem 3D-Drucker nicht druckbar waren oder Komponenten, die nicht zusammen passten waren die Klippen, die umschifft werden mussten«, so Herr Thomczek, der das Projekt umgesetzt hat und als Lehrer seit 2015 die 3D-Druckwerkstatt an der Gutenbergschule leitet. »Als Lautsprecher-Chassis, Verstärker und Netzteil wurden Standardkomponenten verwendet, die ich noch von anderen Projekten ungenutzt im Keller hatte. Mit diesen Dauerleihgaben konnte das Projekt sehr günstig realisiert werden.«
Das fertige Lautsprechergehäuse besteht aus nur drei Teilen: Der Bodenplatte, auf die der Verstärker angebracht wurde, dem eigentlichen Korpus, in dem die Lautsprecher-Chassis und alle anderen Elektronikkomponenten untergebracht sind und der grünen, netzartigen Abdeckung, die die Lautsprechermembranen vor Beschädigungen schützen soll. Diese Abdeckung besteht aus einem phosphoreszierenden Material, welches im Dunkeln leuchtet.
»Holz ist das klassische Material für Lautsprecherboxen. Eine normale Lautsprecherbox ist ein rechteckiger Kasten mit einem Loch für den Lautsprecher. Das wäre als Projektziel aber zu unspektakulär gewesen – daher fiel die Wahl auf eine ausgefallenere Form. Mit konventionellen Fertigungsmethoden lässt sich ein solches Gehäuse nicht oder nur schwierig mit teuren Spezialmaschinen herstellen. Die Methode des 3D-Drucks bot sich für diese Prototypenherstellung geradezu an«, erklärt Jan Thomczek den Fertigungsprozess.
Die erste Idee begann als Bleistiftskizze auf einem Blatt Papier. Es folgte die Modellierung der Gehäuseteile im 3D-Programm Blender. Diese 3D-Daten wurden konvertiert und als verkleinerte Modelle testweise gedruckt. Hierbei stellten sich verschiedene Schwierigkeiten ein. Unter anderem stellten fast horizontale Flächen und Überhänge ein Problem dar. Nach Anpassungen in der 3D-Software konnte schließlich das fertige Gehäuse gedruckt werden: Die Druckzeit der Einzelteile betrug rund 60 Stunden. »Die Kosten für Strom und Druckmaterial liegen bei unter fünf Euro. Dafür hat die Gutenbergschule nun einen ganz besonderen Lautsprecher«, freut sich Herr Thomczek.
Die aus diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse fließen wieder in den täglichen Unterricht ein. »Nur aus praktischen Arbeiten und neuen Herausforderungen lernt man tatsächlich. Und das gilt natürlich auch für uns Lehrer«, erläutert Jan Thomczek seinen eigenen Lernfortschritt. »Meine Schülerinnen und Schüler sind vom Soundicle begeistert. Diese Begeisterung für etwas selbst Entwickeltes möchte ich ihnen mit auf den Weg geben, das ist eine gute Motivation.«
Klanglich braucht die kleine Box keine Vergleiche mit teuren Markenprodukten zu scheuen: Trotz der vergleichsweise kleinen Lautsprecher-Chassis besitzt der Soundicle einen vollen und angenehmen Klang. »Soundicle« ist eine Kombination aus den Worten »Sound« und »Particle« und steht für die Verbindung von gutem Klang und der verhältnismäßig geringen Größe des Gehäuses, welches organisch wirkt.
Technische Daten des Soundicle:
- 2x 10 Watt RMS an 8 Ohm
- 80 – 20.000 Hz (gerundet)
- Stromversorgung: 12 Volt, max. 5A
- Gehäusevolumen: 1,9 Liter (Brutto)
- Ca.-Maße (BHT): 17 x 13,5 x 17 cm
Bei Interesse am Projekt wenden Sie sich bitte an
Gutenbergschule Frankfurt am Main
Jan Thomczek